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Interview mit Laura Hemrika, globale Leiterin Corporate Citizenship & Foundations sowie Geschäftsführerin der Credit Suisse Foundation

Bevor wir in die faszinierende Welt der Stiftungen eintauchen, würden Sie uns mehr zu Ihrer Person verraten?

Das Interesse an gemeinnützigen Themen begleitet mich wie ein roter Faden durch meine Karriere hindurch. Ich bin in der Bildungs- und NGO-Welt gestartet und durfte danach im Consulting zahlreiche Organisationen in den Bereichen Mikrofinanz, Fintech und Bildung in ihrer Weiterentwicklung begleiten. Besonders die Mikrofinanz hat mich fasziniert und mich 2010 zur Credit Suisse geführt, wo ich die globale «Microfinance Capacity Building Initiative» aufgebaut und für mehrere Jahre implementiert habe. Seit 2016 bin ich Leiterin des Bereichs «Corporate Citizenship & Foundations» und habe das Vergnügen, mit einem globalen Team das gesellschaftliche Engagement der Credit Suisse rund um den Globus voranzutreiben. Seit Ende 2020 bin ich zudem verantwortlich für die Tätigkeit der Credit Suisse Foundation, eine von insgesamt vier Corporate Foundations der Bank.

Erzählen Sie uns mehr über die Corporate Foundations. Was motiviert die Credit Suisse dazu, gemeinnützige Stiftungen zu gründen?

Die Credit Suisse hat eine lange philanthropische Tradition und Stiftungen haben dabei immer eine zentrale Rolle gespielt. Mit der Gründung einer Stiftung setzt man ein klares Zeichen: Wir sind hier, um zu bleiben und engagieren uns langfristig. Dies zeigt sich unter anderem auch bei unserer Credit Suisse Americas Foundation: Diese ist seit über 60 Jahren tätig. Und auch die heutige globale Credit Suisse Foundation hat 2021 bereits ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika ist die regionale Stiftung seit 2008 aktiv und in Asien ist 2020 die Credit Suisse APAC Foundation dazu gekommen. Die Stiftungen sind integraler Bestandteil unseres gesellschaftlichen Engagements. Im Einklang mit der globalen Corporate-Citizenship-Strategie, machen sie gemeinnützige Vergabungen an Organisationen, die vorwiegend in den Bereichen «Finanzielle Bildung», «Finanzielle Inklusion» und «Future Skills» tätig sind. Damit unterstützen wir konkrete Projekte und Initiativen, die gesellschaftliche Wirkung erzielen sollen. Obwohl wir eine globale Strategie haben, ist es uns wichtig, dass alle unsere Stiftungen bedürfnisorientiert und angepasst an die jeweiligen regionalen Realitäten agieren. Die Stiftungsräte und die Corporate-Citizenship-Teams in den Regionen kennen die lokalen beziehungsweise regionalen Bedürfnisse und richten die Aktivitäten der Stiftung – immer im Einklang mit dem Stiftungszweck – danach aus.

Gemeinnützige Stiftungen setzen sich für einen guten Zweck ein, möchten etwas bewegen oder ein spezifisches Problem bekämpfen. Verfolgen Corporate Foundations andere Ziele? Was macht sie speziell?

Auch Corporate Foundations müssen ihren Stiftungszweck umsetzen. Worin sich Corporate Foundations von «normalen» gemeinnützigen Stiftungen unterscheiden, ist das Vorgehen. Unsere Corporate Foundations unterstützen ihre Partnerorganisationen mit finanziellen Mitteln und können dabei auch auf das soziale Kapital, sprich die Mitarbeitenden der Bank, zurückgreifen. Mit ihrer Expertise und Zeit komplementieren und verstärken sie die Wirkung der finanziellen Beiträge, indem sie den Partnern ihr Wissen in verschiedenen Fachgebieten (beispielsweise Finance, HR, IT, Marketing) zur Verfügung stellen. Zudem können wir unseren Partnern intern und extern Plattformen bieten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen und gleichzeitig vom grossen Netzwerk der Bank zu profitieren. Unsere Partner schätzen diese zusätzliche nicht-monetäre Unterstützung sehr.

Vielen ist der Unterschied zwischen Sponsoring und Philanthropie nicht klar. Gibt es da Unterschiede?

Ja, definitiv. Unsere vier Corporate Foundations machen alle gemeinnützige Beiträge, d.h. sie sprechen Mittel an von Steuern befreite Organisationen, damit diese ihre Programme und Projekte umsetzen können und es erfolgt keine Gegenleistung. Ich illustriere das gerne an einem konkreten Beispiel: Unsere Credit Suisse Foundation unterstützt in der Schweiz ein ausgewähltes Portfolio von Stiftungen und Vereinen, u.a. die Stiftung go tec! in Schaffhausen. Diese macht Technik, die im Alltag oft unsichtbar ist, für Schülerinnen und Schüler fassbar. Mit einem Beitrag an das Projekt «Internet & Code für Mädchen» helfen wir der Stiftung go tec!, speziell Mädchen spielerisch an die Themen heranzuführen und sie in die Welt von MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) eintauchen zu lassen. Beim Sponsoring hingegen erfolgt im Normalfall eine Gegenleistung, d.h. der Sponsor erhält beispielsweise Medien- und Logopräsenz.

Gibt es Entwicklungen in der Stiftungslandschaft, die Sie besonders aufmerksam verfolgen und/oder selber vorantreiben?

Vielversprechend sind sicherlich die zahlreichen innovativen Ansätze, die das Ziel verfolgen, soziale Wirkung zu erzielen; beispielsweise die Kooperation mit staatlichen Akteuren oder Mitbewerbern, wie das etwa bei der kürzlich lancierten «Sustainable Development Goal Impact Finance Initiative» der Fall ist. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), die UBS Optimus Foundation, die Credit Suisse Foundation und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) wollen damit bis zu einer Milliarde Franken an privatem Kapital für die Entwicklungsfinanzierung mobilisieren. Zudem sehen wir eine wachsende Anzahl von innovativen Finanzierungsmechanismen (beispielsweise Impact Investing, Sozialunternehmertum) und technologische Entwicklungen, die sich gemeinnützige Organisationen zunutze machen können. Stiftungen haben die Möglichkeit, diese Weiterentwicklungen zu unterstützen und durch die Bereitstellung von «Risiko- und Innovationskapital» zu fördern. Wir bewegen uns also in einem spannenden Umfeld und sehen einen Mix aus Innovation, Kollaboration und Technologie, der die Art, wie Stiftungen sich zukünftig engagieren, mitprägen wird.

Veröffentlicht unter Corporate Foundations

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