
Originalsprache des Artikels: Deutsch
Herr Zellweger, Sie sind Head Partnerships, Foundations & Acquisitions bei der Credit Suisse. Wollen Sie sich kurz vorstellen?Bis zu meinem 25sten Altersjahr hatte mich der Leistungssport voll und ganz in seinen Bann gezogen. Nach den Olympischen Spielen 1988 in Seoul habe ich mich dann auf meine berufliche Laufbahn konzentriert. Schon als Student konnte ich einen Tag pro Woche im Bereich Kommunikation und Sponsoring der heutigen Credit Suisse arbeiten. Die wohl lehrreichste und innovativste Zeit folgte dann im Departement Foundations. Unter der Leitung von Professor Dr. Joseph Jung gründeten wir Anfang 2002 die schweizweit ersten drei holdingstrukturierten Stiftungen. Jahre später kam für mich dann ein weiterer persönlicher Höhepunkt hinzu, als ich in Singapur alles Gelernte umsetzen und die CS-Dachstiftung SymASIA mitgründen durfte. Dies nachdem ich in der Singapore Post gelesen hatte, dass der Stadtstaat zum eigentlichen philanthropischen Hub für ganz Asia-Pacific aufsteigen möchte. Als Leiter des Bereichs «Partnerships, Foundations & Acquisitions» berate ich seit nunmehr fünf Jahren u.a. gemeinnützige Organisationen in allen Belangen entlang deren Lebenszyklus.
Wo sehen Sie aktuell die grössten Veränderungen im Stiftungssektor?
Der Stiftungssektor in der Schweiz wird grösstenteils traditionell geführt. Stiftungsräte sind oftmals über Jahre hinweg in ihrer Funktion aktiv, was eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Person und des Amtes mit sich bringt und für Stabilität und Kontinuität sorgt. Unter diesen Rahmenbedingungen hat die Pandemie zu einer Beschleunigung der Prozesse geführt, mit zunehmender Bedeutung der Digitalisierung und neuen Anforderungen für den Markt.
Die Dynamik, welche im NPO-Bereich in der Schweiz beobachtet werden kann, ist gleichzeitig herausfordernd, birgt aber eine Reihe von Chancen. Es gibt z.B. in der Schweiz, was Online-Fundraising anbelangt, einen gewissen Nachholbedarf. Wenn wir beispielsweise den Vergleich zu den Vereinigten Staaten ziehen, dann sind uns die Kollegen aus Übersee in dieser Thematik weit voraus. Meines Erachtens ist es unerlässlich, dass jedes auf Spendengelder angewiesene Hilfswerk versucht, auf eine geeignete Art und Weise digitale Fenster für Ihre Spenderinnen und Spender zu öffnen. Ganz im Sinne von: Das eine tun und das andere nicht lassen.
Welchen generellen Ratschlag können Sie den Leserinnen und Lesern aus dem Stiftungsumfeld in Bezug auf Fundraising geben?
Bei Spenden, Legaten und anderweitigen finanziellen Beiträgen handelt es sich stets um eine Herzensangelegenheit der Gönnerin oder des Gönners. Es ist essenziell, dass die Emotionen und Ziele der Geldgeberinnen und Geldgeber im Vordergrund stehen und respektiert werden. Ebenso wichtig ist es, das eigene Stiftungsprofil zu kennen und entsprechend zu vermitteln. Je besser ein potenzieller Spender den Zweck und die Ziele einer Stiftung versteht, desto grösser ist die Bereitschaft, einen Beitrag zu leisten. Eine transparente und für alle verständliche Kommunikation ist dabei ausschlaggebend. Mäzeninnen und Mäzene wünschen sich eine nachvollziehbare – oft detaillierte – Erläuterung, wie die finanziellen Mittel eingesetzt und welche Wirkungen damit erzielt werden.
Zu guter Letzt: Was ist Ihre persönliche Empfehlung an kleinere Stiftungen, welche sich auf der Suche nach Fördergeldern befinden?
Ich empfehle, stets Neues auszuprobieren und agil zu sein. Leider sehe ich immer wieder NPOs, welche sich in einer gewissen Starrheit befinden. Klar braucht es Mut, sich von einem altbewährten Schema zu verabschieden und neue Wege zu gehen. Jedoch müssen der Stiftungszweck und damit auch die Mittel zur Erreichung der Ziele immer über allen Stakeholdern stehen. Somit lautet hier mein simples Credo: Wenn etwas nicht (mehr) funktioniert, ändere es!
Das Gespräch führte Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach. Sie ist Stiftungs- und Sponsoringberaterin, Autorin sowie Dozentin (www.elisabortoluzzi.com)
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