
Ich habe mich schon verschiedentlich darüber geäussert, dass viele Organisationen, allen voran NPO, kaum strategisch geführt werden und betrieblich untersteuert sind. Es ist also an der Zeit, finanziell und personell umsetzbare Vorschläge zu bringen.
Das Wort "Strategie" mag etwas Erschreckendes an sich haben. Eine Strategie sei umfangreich, hört man, Strategiearbeit ziehe viel Arbeit nach sich und am Schluss komme wenig heraus. So ähnlich hat es mir kürzlich frank und frei auch der Leiter einer Organisation gesagt. Insgesamt: Ein gefundenes Fressen für Berater aller Couleur.
Ich möchte dem nicht entgegenhalten, dass "umfangreich" mit "qualitativ hochstehend" gleichzusetzen sei. Im Gegenteil. Es wird oft viel Schaum geschlagen und, ja, auch Geschirr zerschlagen. Und ich möchte auch nicht darauf hinaus, dass aufwändige, fundierte Strategiearbeit nicht nötig sei. Das hängt von Organisation, Markt und Ansprüchen ab. Und selbstverständlich auch von der Modellierung und einer kompetenten Projektleitung.
Ein gutes und übersichtliches Vorgehen, um schnell die Grundlagen der Strategie zu erarbeiten (oder überarbeiten) bietet hier das Business Model Canvas. Es wurde 2008 von Alex Osterwalder basierend auf seinen Forschungen über Geschäftsmodelle entwickelt. Es kann gross ausgedruckt oder nachgezeichnet und an der Pinnwand einfach in Gruppen bearbeitet werden. Wer sich weiter in das Thema vertiefen will, kann sich das leicht lesbare Grundlagenbuch "Business Model Generation: Ein Handbuch für Visionäre, Spielveränderer und Herausforderer" besorgen und direkt erfahren, wie spannend und kurzweilig die Grundlagen der Strategie erarbeitet werden können. Dabei ist es nicht allzu schwer, am Modell die notwendigen Anpassungen für NPO vorzunehmen und allenfalls fehlende Elemente zu ergänzen. Es ist flexibel und pragmatisch zu handhaben. Auf dem Netz finden sich auch schon mehrere Versionen für NPO, beispielsweise das "socialbusinessmodel" die die Vielfalt der Möglichkeiten veranschaulichen.
Nun, es ist nichts, ausser man tut es. An einer guten Strategie arbeiten, ganz im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, ist spannender, als Sudoku oder Kreuzworträtsel lösen, nicht weniger kurzweilig und deutlich ergiebiger. Zudem stärkt es das Team. Das hat mittlerweile auch der kritische Leiter besagter Organisation festgestellt.
Prof. Rodolfo Ciucci
Dozent für Kommunikation
Fachhochschule Nordwestschweiz
Hochschule für Wirtschaft
rodolfo.ciucci@fhnw.ch