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In der Schweiz vergeben neben kantonalen Stipendienstellen auch zahlreiche Stiftungen Stipendien für Personen in Ausbildung. Rund 1200 Stiftungen engagieren sich in der Einzelfallhilfe und greifen dort unterstützend ein, wo die öffentliche Hand keine Gelder bereitstellt. Bei Umschulungen / Zweitausbildungen oder Weiterbildungen werden sehr selten Stipendien vom Staat vergeben. Da springen oft Stiftungen ein, indem Stipendien oder Darlehen gesprochen werden. Der Aufwand für die Verarbeitung von Einzelgesuchen ist hoch und stellt gerade kleinere Stiftungen vor grosse Herausforderungen. Gemäss stipendium.ch haben in den letzten 10 Jahren hunderte Stiftungen die Einzelpersonenförderung aufgegeben. Im Jahre 2012 sprach man noch von rund 1500 Stiftungen, die Einzelfallgesuche akzeptierten. Doch welche Stiftungen sind es, die im Bildungssektor für Chancengleichheit sorgen? Fundraiso präsentiert in der Folge einige der bedeutendsten Stipendienstiftungen der Schweiz.
Beispiele bedeutender Stipendienstiftungen in der Schweiz
Die Fritz Gerber Stiftung unterstützt in den Bereichen Schule, Kultur, Sport und Handwerk begabte junge Menschen zwischen dem 10. und 25. Altersjahr mittels Stipendien. Schon der Langläufer Dario Cologna kam in den Genuss von Stipendien der Stiftung während der Jahre 2003 bis 2006. Die Stiftung sprach Stipendien im Umfange von 1.5 Millionen Schweizer Franken im Jahre 2020.
Die Pestalozzi-Stiftung bezweckt gemäss eigenen Angaben, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus schweizerischen Berg- und Randgebieten in einer finanziell schwierigen Lage bei der Aus- und Weiterbildung zu helfen. Die Stiftung hat gemäss Angaben auf der Webseite seit der Gründung 1961 bis Ende 2020 insgesamt 8573 Stipendiatinnen und Stipendiaten mit einem Gesamtbetrag von über 42 Millionen Franken unterstützt. Damit leistet die Stiftung einen massiven Beitrag im Stipendiensektor. Für Erstausbildungen kann die Stiftung Stipendien sprechen. Für Weiterbildungen werden in der Regel Darlehen gesprochen. Die Webseite erwähnt zudem Altersbeschränkungen.
Die Stanley Thomas Johnson Stiftung unterstützt im Kanton Bern wohnhafte Personen mit Bildungsbeiträgen und trägt so zur gesellschaftlichen Chancengleichheit im Bereich Bildung bei. Die Unterstützung ist finanzieller Natur und erfolgt subsidiär. Die Beiträge werden folglich dann ausgerichtet, wenn die gesuchstellenden Personen, der Kanton, die Gemeinden oder andere potenzielle Geldgeber nicht vollständig für die Kosten und die Zusatzkosten der Bildungsprojekte aufkommen können.
Die atDta-Stiftung wurde im Jahre 1997 gegründet und engagiert sich nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Die Stiftung unterstützt gemäss eigener Aussage Menschen darin, "ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe wirkungsvoll zu entfalten". Die Stiftung ist fördernd tätig und engagiert sich mit Vergabungen bei sowohl Einzelpersonen als auch bei kleineren, vor allem ehrenamtlich arbeitenden Hilfswerken. Im Jahre 2020 wurden über CHF 500 000 an Stipendien gesprochen.
Die Ausbildungs-Stiftung für den Kanton Schwyz und die Bezirke See und Gaster (Kanton St. Gallen) wurde gemäss Informationen auf der Webseite im Jahre 1997 von Heinrich Gebert (1917-2007) und seinem Sohn in Schwyz gegründet. Heinrich Gebert war Miteigentümer und Geschäftsführer der Geberit Gruppe in Rapperswil. Die Ausbildungsstiftung wurde mit einem Gründungskapital von 30 Millionen Schweizer Franken ausgestattet. Sie wird von einem Stiftungsrat geleitet und untersteht der Zentralschweizer Stiftungsaufsicht in Luzern. Hauptzweck der Stiftung ist die Förderung der Ausbildung. Sie richtet Stipendien und Forschungsbeiträge aus. Stipendien können Studierende beantragen, die eine Ausbildung an einer Universität, an einer Fachhochschule oder an einer Fachschule absolvieren. Bedingung ist, dass sie zuvor eine Berufslehre abgeschlossen oder eine Diplom oder Maturitätsprüfung bestanden haben. Zudem muss ein Bezug zum Kanton Schwyz oder den Bezirken See und Gaster bestehen. Auch Altersbeschränkungen werden aufgeführt.
Die Moriz und Elsa von Kuffner-Stiftung wurde im Jahre 1960 von Stephan Kuffner gegründet. Die Webseite der Stiftung hält Folgendes fest: "Sein Anliegen war es, Menschen in sozialer Not und die Bergbevölkerung zu unterstützen. Als junger Mann hatte er seinen Vater oft auf Bergtouren in den Schweizer Alpen begleitet. Gleichzeitig wollte er mit der Stiftung seinen Dank für das Asyl kundtun, das die Schweiz seiner Familie gewährte, als diese 1938 vor Hitler aus Wien fliehen musste. Die Stiftung unterstützt begabte Jugendliche, insbesondere solche aus Berg- und Randregionen während des Studiums an einer schweizerischen Universität, insbesondere an der ETH Zürich und der Universität Zürich, schweizerische Sozialwerke aller Art, Pflegepersonal in Ausbildung, sowie Berggemeinden und Institutionen in Bergregionen. Bei der Vergabe von Geldern sollen gemäss ausdrücklicher Bestimmung in der Stiftungsurkunde Religion und politische Gesinnung der Empfänger keine Rolle spielen, jedoch sollen sie das Schweizer Bürgerrecht besitzen. Seit 1960 spendete die Moriz und Elsa von Kuffner-Stiftung insgesamt knapp CHF 47 Millionen."
Die Schmid Unternehmerstiftung verfolgt ihre Ziele gemäss Webseite "grundsätzlich da, wo Förderung und Unterstützung durch die öffentliche Hand oder andere, auch private Institutionen fehlen oder nicht genügen. Sie berücksichtigt eine den Verhältnissen entsprechende Eigenverantwortlichkeit und einen ausgewiesenen Leistungswillen. Wo Stipendien oder andere Beihilfen staatlicher Institutionen und Einrichtungen erfolgen, sind keine Leistungen der Stiftung vorgesehen." Die Stiftung hilft v.a. im Kanton Luzern Personen, die eine Ausbildung machen wollen, aber keine Unterstützung finden.
Die Willy Müller Förderstiftung fördert gemäss eigenen Angaben "geeignete Personen bei der Ausbildung, beruflichen Umschulung oder Weiterbildung in Handwerk, Gewerbe und damit verbundenen Dienstleistungsberufen und beim Gang in eine solide Selbständigkeit. Sie gewährt unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Religion Personen zwischen dem 18. und 40. Altersjahr, in Ergänzung zu selber beschafften Mitteln, Unterstützungsbeiträge wie Stipendien (à fonds perdu) oder zinslose Darlehen während zweier Jahre, soweit keine familiäre und staatliche Hilfe möglich ist. Sie gewährt Förderbeiträge für laufende oder zukünftige Projekte und Ausbildungen. Die Stiftung ist gesamtschweizerisch tätig und berücksichtigt Personen mit mindestens 2-jährigem Wohnsitz in der Schweiz."
Die Giuseppe Kaiser Stiftung wurde im Dezember 2001 gegründet. Sie setzt sich in der Talentförderung ein - im Besonderen in Kunst sowie Wissenschaft und unterstützt kulturelle und gemeinnützige Organisationen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung/ Unterstützung von Kindern aus minderbemittelten Familien sowie Menschen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt oder sozial benachteiligt sind.
Die Charles E. Blatter Stiftung schreibt auf der Webseite Folgendes über sich und den Stifter: "Charles E. Blatter, geb. am 15. Februar 1910, war eine bedeutende Zürcher Unternehmerpersönlichkeit. Nach Studien an der ETH Zürich, die er als diplomierter Bauingenieur abschloss, arbeitete Charles E. Blatter viele Jahre im Ausland, namentlich in Paris und Mailand. Dann übernahm er in Zürich die Geschäftsführung der Firma Rodio S.A., die im Bereich des Spezialtiefbaus und Kraftwerkbaus (Staumauern) tätig war. Unverheiratet und kinderlos gründete Charles E. Blatter am 23. November 1993 die Charles E. Blatter-Stiftung mit Sitz in Zürich und dem Zweck, Studierende mit geringen finanziellen Möglichkeiten zu unterstützen und setzte die Stiftung als seine Universalerbin ein."
Die Paul Josef Jenni - Stiftung: Da der Stifter P.J. Jenni kinderlos blieb, brachte er sein Vermögen im Jahr 1984 in eine Stiftung ein. Mit dem Vermögensertrag können ungelernte Arbeiterinnen und Arbeiter für eine Erstausbildung und Handwerkerinnen und Handwerker für eine qualifizierte Weiterbildung unterstützt werden. Pro Jahr werden den in Frage kommenden Stipendiatinnen und Stipendiaten maximal Fr. 25‘000.- zugesprochen, verheirateten und im Konkubinat lebenden maximal Fr. 40'000.- p.a. (inkl. Kindern).