Die Co-Autorin des Buches Sponsoring - Der Leitfaden für die Praxis Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach beantwortet in der Folge einige Fragen zum Thema "Sponsoring", welche von fundraiso.ch in einem schriftlichen Interview gestellt wurden. Diese Fragen wurden von Nutzern und Nutzerinnen der Plattform fundraiso.ch herangetragen.

Ich habe bisher immer nur mit Stiftungen zu tun gehabt. Das Thema Sponsoring ist mir entsprechend noch fremd. Kann ich Sponsoren für mein Projekt gewinnen, auch wenn wir bisher immer ausschliesslich von Stiftungen finanziert worden sind?
Das eine schließt das andere nicht aus: Wer mit Stiftungen arbeitet, hat in der Regel die Fähigkeit erworben, nach Informationen zu suchen und Dokumente/Gesuche zu erarbeiten. Wichtig dabei ist, dass die Grenzen für die kommerzielle Nutzung von Projekten und Gegenleistungen eingehalten werden. Zudem ist es notwendig für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, zu verstehen, dass Stiftungen und Sponsoren unterschiedliche Erwartungen haben.

Worin bestehen die Unterschiede?
Die Zielsetzung und Motivation in der Fördertätigkeit sind grundverschieden: Eine Förderstiftung ist in ihren Entscheiden völlig frei, solange sie sich innerhalb des Stiftungszweckes bewegt. Unternehmen dagegen entscheiden im Rahmen ihrer Sponsoringtätigkeit, wo die Erreichung der Unternehmensziele bezüglich Image- und Bekanntheitsgrad - oder bezüglich Absatz, Umsatz und Gewinn entscheidend sind. Für Förderstiftungen sind die Gesuchsteller zunächst die wichtigste Zielgruppe überhaupt, weil der Stiftungszweck in der Regel nur in der Zusammenarbeit umgesetzt werden kann.

Für Sponsoren hingegen sind Gesuchsteller eine Zielgruppe unter vielen. Ein Sponsor erwartet deshalb klare Gegenleistungen, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese wiederum werden nach dem Preis-Leistungskriterium überprüft. Stiftungen wollen dagegen, wenn überhaupt, lediglich in der Kommunikation erwähnt werden. Entsprechend muss man sich spezifisches Know-how aneignen, wenn man mit Sponsoren arbeiten will.


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Dr. Dr. Elisa Bortoluzzi Dubach ist Beraterin für Mäzene, Stiftungen, Sponsoren und Sponsoringnehmer in Zug/Schweiz, Dozentin für Sponsoring- und Stiftungswesen an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Italien und der Schweiz, Autorin von Stiftungen – der Leitfaden für Gesuchsteller, Co-Autorin von Sponsoring-der Leitfaden für die Praxis und Mäzeninnen-Denken-Handeln-Bewegen (www.elisabortoluzzidubach.com).

Könnten Stiftungen sogar abspringen, wenn wir Sponsoren gewinnen oder ist es heute üblich "zweigleisig" unterwegs zu sein?
Es ist heute absolut üblich, für ein Projekt sowohl Stiftungen als Sponsoren anzusprechen. Dies bedeutet nämlich eine breitere und bessere Finanzierung von Projekten, was beide Partner im Sinne der Risikominimierung schätzen. Heikel wird es, wenn Sponsoren eine «suboptimale» Reputation geniessen oder im Rahmen eines Projektes zu kommerziell auftreten.

Wie vereinbaren sich diese zwei Welten?
Indem der Gesuchsteller im Rahmen eines Finanzierungsplans sehr aufmerksam und gründlich überlegt, wer gut zusammenpasst und nach diesen Kriterien seine Sponsoren sucht.

Wenn eine Firma auch eine Stiftung (Corporate Foundation) betreibt - wie entscheide ich, ob ich eher die Stiftung als Förderer oder die Firma als Sponsor zu gewinnen versuchen soll?
Es geht darum, eine Reihe von Faktoren gründlich abzuwägen:
  • Passt das Projekt in die Sponsoring-Strategie der Firma oder ist es besser in der Strategie der Corporate Foundation aufgehoben? Erreicht das Unternehmen als Sponsor die anvisierten Ziele und Zielgruppen mit meinem Projekt?
  • Hat das Projekt ein genügend grosses Rechtepotential, dass man sie als Gegenleistungen für den Sponsor verwerten kann?
  • Wie gross ist die Summe, die ich suche? Es kann passieren, dass Sponsoringabteilungen finanziell weniger Spielraum haben als Stiftungen.
Wenn ich im Rahmen eines lokalen Projektes Firmen um finanzielle Unterstützung anschreibe, muss das immer im Rahmen eines Sponsorings geschehen oder gibt es auch andere Möglichkeiten Firmen als Geldgeber zu gewinnen (Spenden, wohltätiges Engagement ohne Gegenleistung etc.)?
Nicht zwingend, oftmals haben Unternehmen ein Budget für Spenden mit entsprechender Spendenpolitik, eine Corporate Social Responsibility Strategie oder eigene Stiftungen. Als „goldene Regel“ hat sich bewährt, dass vor einer Kontaktnahme mit einem potentiellen Partner alle Informationen beschafft werden und dann dort ansetzt, wo man die besten Chancen sieht. Dabei kann es sehr nützlich sein, ein gutes Netzwerk aufzubauen und zu pflegen.
Die Haupt Verlag AG hat einige wertvolle Auszüge von Checklisten aus Sponsoring - Der Leitfaden für die Praxis zur Verfügung gestellt, welche hier angesehen und studiert werden können:

Checklisten Ansehen
Veröffentlicht unter Interview, Sponsoring

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