Erster Schweizer Grantee Review Report

Gute Noten für Schweizer Förderstiftungen

Basel/Zürich, 28. Februar 2020

Die Arbeit von Stiftungen in der Schweiz wird häufig als wenig sichtbar, zugänglich und nachvollziehbar wahrgenommen. Eine Ende Februar vom Center for Philanthropy Studies der Universität Basel publizierte und gemeinsam mit SwissFoundations und sieben Förderorganisationen entwickelte Studie zeigt nun ein ganz anderes Bild. Für den Schweizer Grantee Review Report wurden Antworten von 416 geförderten und 252 abgelehnten Organisationen ausgewertet.

Der Grantee Review Report 2020 bietet erstmals in der Schweiz eine breit abgestützte und unabhängig erhobene Beurteilung der Unterstützungsleistungen von Schweizer Förderorganisationen aus Sicht der Destinatäre. Die beteiligten Förderorganisationen verfügten im Jahr 2018 über einen gesamten Förderetat von CHF 184 Mio. und haben 1'920 Anträge bearbeitet. Jede Stiftung hat dem CEPS die Adressen aller geförderten Organisationen der letzten fünf sowie der abgelehnten der letzten drei Jahre übermittelt. Die Rücklaufquoten lagen mit 53% bzw. 30% erfreulich hoch. Der Fragebogen umfasste Fragen zu Themen wie Kommunikation, Antragprozess, Förderphase und Feedback nach Antragsablehnung.

Persönliche Kommunikation entscheidend für den Erfolg
Die Ergebnisse zeigen, dass Destinatäre die Zusammenarbeit mit den Förderorganisationen, inklusive Reportingpflichten, insgesamt als sehr positiv und transparent bewerten. Auch bezüglich Klarheit und Transparenz von Förderstrategie und -zielen erhalten die Stiftungen gute Noten. Die persönliche Kommunikation wird von beiden Seiten als wichtig und essentiell für eine erfolgreiche Förderung wahrgenommen und von 97% der Destinatäre entsprechend positiv bis sehr positiv bewertet. Der Aufwand für die Erstellung des Gesuchs sowie die Berichterstattung wird grösstenteils als angemessen betrachtet. Auffallend ist, dass erfolgreiche Organisationen mit durchschnittlich 63 Stunden doppelt so viele Stunden in die Erarbeitung eines Gesuchs investieren als abgelehnte.

Die geförderten Partner beurteilen das Verständnis und den Einfluss der Stiftungen auf ihre jeweiligen Themenbereiche als hoch bis sehr hoch. Ebenso hat in knapp der Hälfte der Fälle die finanzielle Unterstützung durch die Stiftungen entscheidend zur Stabilität und Weiterentwicklung der Organisation beigetragen. Am meisten werden Förderstiftungen für innovative Projekte angefragt, wo Gelder von staatlichen Institutionen oder privaten Spendern nur schwer zu gewinnen sind. Damit bestätigt sich die Annahme, dass eine der zentralen Funktionen gemeinnütziger Förderstiftungen diejenige ist, Experimente und Innovationen zu fördern und als Enabler von gesellschaftlichen Entwicklungen zu fungieren.

Wettbewerb unter den Destinatären als grösste Herausforderung
Als grösste Herausforderung beurteilen die teilnehmenden Destinatäre den Wettbewerb unter den gesuchstellenden Organisationen selbst sowie den damit verbundenen Mangel an potenziellen Förderinstitutionen. Die Frage nach der Transparenz und Auffindbarkeit von gemeinnützigen Förderorganisationen spielt bei der Mittelbeschaffung dagegen eine untergeordnete Rolle.

Der Grantee Review Report steht auf www.swissfoundations.ch und www.ceps.unibas.ch zum freien Download zur Verfügung.

Zentrale Fakten und Ergebnisse des Swiss Grantee Review Reports
  • 69% der bei den beteiligten Förderorganisationen eingereichten Gesuche sind Erstanträge.
  • Erfolgreiche Förderpartner wenden fast doppelt so viel Zeit für Antragstellung auf: 63h vs. 32h.
  • Die durchschnittliche Projektsumme im Sample ist als eher hoch einzuschätzen: Sie beträgt zwischen CHF 100'000 und 500'000.
  • Der Staat profitiert: 31% der Förderpartner sind staatliche Institutionen; 62% sind NPO; Anträge von Einzelpersonen werden deutlich häufiger abgelehnt als angenommen.
  • Die Kosten für den Antragsprozess belaufen sich im Durchschnitt auf rund 2,2% des Förderetats
  • Die in der Studie abgebildeten unterstützten oder abgelehnten Organisationen befinden sich in allen Entwicklungsstufen. Von der Gründungsphase bis zur Konsolidierungsphase sind alle Stufen des organisationalen Lebenszyklus relativ gleichverteilt vertreten. Bei Förderanträgen gibt es also weder einen Wissens- oder Netzwerkvorsprung alter Organisationen oder umgekehrt einen Neuheitsbonus für junge Organisationen.
  • Persönlicher Austausch erhöht die Chancen für Förderung massgeblich: 76% unterstützten Förderpartner hatten in der Antragsphase direkten Kontakt mit der Förderorganisation, während dies bei den abgelehnten nur bei 36% der Fall war.
  • Der Zeitaufwand wird weitgehend als angemessen empfunden, sowohl für Antragstellung wie für Berichterstattung.
  • ⎯ An der Studie teilgenommen haben folgende sechs Förderstiftungen sowie ein gemeinnütziger Verein teilgenommen: Arcanum Stiftung, Fondation Botnar, Fondation Leenaards, Gebert Rüf Stiftung, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, Stiftung Mercator Schweiz, UBS Optimus Foundation.
Weitere Auskünfte: Prof. Dr. Georg von Schnurbein, Leiter CEPS georg.vonschnurbein@unibas.ch, +41 61 207 23 92; Beate Eckhardt, Geschäftsführerin SwissFoundations, eckhardt@swissfoundations.ch, +41 44 440 00 10 Header Medienmitteilung Veröffentlicht unter Medienmitteilungen

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