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Herr Aydin, erzählen Sie uns doch von Ihrem Werdegang und wie es dazu gekommen ist, dass Sie die AIDONIC AG gegründet haben?

Ausgestattet mit etwas Taschengeld entschied ich im Januar 2013 an die Grenze zu Syrien im Südosten der Türkei zu reisen. Mit der Hilfe meines Onkels und der örtlichen Kirche organisierte ich die erste Nahrungsmittelverteilung für bedürftige Familien in Al-Qamischli, Nordsyrien. Nach meiner Rückkehr veröffentlichte die Zuger Zeitung einen Artikel über meinen Hilfseinsatz, der sofort auf Unterstützung und Sympathie stiess. Dies führte zu den nächsten humanitären Missionen im Libanon und in Jordanien. Im selben Jahr (im 2013), im Alter von 27 Jahren, gründete ich das Hilfswerk ARAMAIC RELIEF International mit Fokus auf Entwicklungs- und Soforthilfe für verfolgte und vertriebene Minderheiten und für zurückgebliebene Kriegsopfer, ganz im Sinne der tätigen Nächstenliebe. Im Jahr 2014 reiste ich zum ersten Mal in das vom Krieg zerrüttete Syrien, um die Kriegsopfer zu erreichen, die in ihrer Heimat zurückgeblieben und am bedürftigsten waren. Das erregte eine grosse mediale Aufmerksamkeit.

ARAMAIC RELIEF International konnte bis heute über 400 Hilfs- und Entwicklungsprojekte realisieren und über 380’000 Kriegsopfer mit humanitärer Hilfe erreichen.

Als sozialer Unternehmer begann ich im Jahr 2017 neue Wege zu erkunden, um die Effizienz und Transparenz der Verteilung humanitärer Hilfe, besonders in der letzten Meile durch Digitalisierung und innovative Technologie zu verbessern. Im Jahr 2018 konzipierte ich eine neue Idee mittels Blockchain-Technologie Spenden zu tokenisieren, um die Verteilung einfacher zu verwalten und komplett transparent darzustellen. Im Oktober 2019 gründete ich das Technologie-Startup AIDONIC AG mit Sitz in Zug, Schweiz. Die Vision des Startups ist es, humanitäre Organisationen im Digitalisierungsprozess zu unterstützen, um schneller sowie kostengünstiger mehr Menschen in Not weltweit mit Hilfe zu versorgen und gleichzeitig Verwaltungsaufwände zu reduzieren und volle Transparenz zu schaffen.

AIDONIC bietet eine einzigarte End-to-End Zahlungsinfrastruktur an. Inwiefern unterscheidet diese sich von anderen Lösungen?

Andere Lösungen haben den Fokus meist nur auf das Fundraising für Spendeneingänge mittels verschiedener Zahlungsanbieter. AIDONIC hingegen hat den gesamten Prozess von der Spendensammlung bis zur Spendenverteilung in der letzten Meile an die Begünstigten digitalisiert und alle Funktionen in einer einzigen Zahlungsinfrastruktur vereint, womit automatisch eine bisher einzigartige end-to-end Transparenz und Verfolgbarkeit gewährleistet ist. Zudem besteht ein wesentlicher Unterschied in der Integration der Blockchain-Technologie. Alle Transaktionen werden automatisch in der Blockchain gespeichert, wodurch die Transparenz weiter gestärkt und eine dauerhafte Unveränderbarkeit der Daten und Zahlungen entsteht.

Sie benutzen die Blockchain-Technologie. Weshalb ist diese Technologie bei Ihrer Anwendung so wertvoll?

Die Blockchain bietet eine direkte Verbindung zwischen Akteuren, die sich nicht kennen und ermöglicht einen Wertaustausch ohne dass persönliche Daten ausgetauscht werden müssen. Diese Transaktionen werden in einer dezentralen und weltweit verteilten Datenbank gespeichert und sind somit dauerhaft unveränderbar und vollkommen transparent einsehbar. Dies gewährleistet Vertrauen, verbessert die Rechenschaftspflicht gegenüber Spendern und ermöglicht die Echtzeitaufzeichnung einer Leistungserbringung. Zudem kann es Veruntreuung, Korruption und Misswirtschaft massiv einschränken.

Dank dieser Technologie kann gut verfolgt werden, wie der einzelne Spendenfranken verwendet wird. Wird diese Transparenz heute von den Spendern erwartet?

Bei unserer Transparenz handelt es sich nicht nur um finanzielle Transparenz der Spenden, sondern auch um Transparenz in der Auswirkungsmessung sozialer Projekte mittels verlässlicher Datenquellen und -nachweisen aus der Blockchain-Technologie. Es gibt zahlreiche Umfragen und Studien, die belegen, dass mehr Transparenz von Privatspendern aber auch von institutionellen Geldgebern verlangt wird und entsprechend zu mehr Spendeneinnahmen führen. Wie z. B. die Peer-Review-Studie, die im Dezember vom Journal of Accounting, Auditing & Finance veröffentlicht wurde. Laut dieser Studie erhielten gemeinnützige Organisationen, die transparenter sind und proaktiv Informationen mit der Öffentlichkeit teilen, im folgenden Jahr 53 Prozent mehr Spenden als Organisationen, die weniger transparent waren. (Quelle) Zudem gibt es auch vermehrt Druck von regulatorischer Seite sowie Drittstaaten für mehr Transparenz aufgrund von erhöhten Risiken im Bereich Terrorismus-Finanzierung, Geldwäscherei und Sanktionsumgehung.

Welche Kosten fallen an, wenn man die Lösung von AIDONIC nutzen will?

AIDONIC ist eine B2B Cloud-basierte Softwarelösung. Die jährliche Lizenzgebühr berechnet sich mit 2 bis 3.5% des verarbeiteten Spendenvolumens.

Welche Vorteile im Fundraising erfährt man, wenn man AIDONIC nutzt?

Gerade junge Spender zu gewinnen ist heute eine grosse Herausforderung und wichtiger denn je, denn sie sollten die Spender von Morgen werden. Mit AIDONIC erreichen Hilfswerke neue Spenderzielgruppen, die sie zuvor nicht erreichen konnten. Ein Teil dieses Problems löst AIDONIC, indem Vertrauen geschaffen wird, zum anderen ist unsere Plattform mit den wichtigsten Social-Media Tools ausgestattet. Damit bringen wir die Spender nah ans Geschehen und bieten ihnen die Möglichkeit sich mit ihren bevorzugten Organisationen und Themen zu verbinden und mit den Inhalten zu interagieren. Sie können aktiv mitgestalten und den Impact ihrer erbrachten Leistung live mitverfolgen und mit ihren Freunden teilen. Dabei werden sie nicht nur Teil der Lösung, sondern auch erfreut und motiviert sein weiterhin Gutes zu bewirken.

Des Weiteren profitieren Hilfswerke von vielen weiteren digitalen Lösungen der AIDONIC-Plattform:

  1. Zielgruppen- und Programmverwaltung: Die Plattform ermöglicht mehrsprachiges Kunden-Onboarding, De-duplizierung, Massen-SMS & -Email Kommunikation mit Empfängern, automatisierte Projektberichte, Projektdaten- und demographische Analysen in einer sicheren und DSGVO-konformen Plattform.
  2. Digitale Verfolgung von Hilfsgütern in der letzten Meile: Mittels Blockchain-Technologie ermöglicht diese Lösung die Fernüberwachung und Berichterstattung über die Lieferung von Sachleistungen mithilfe von QR-Codes als digitale Gutscheine, die in Echtzeit auf anpassbare Indikatoren aktualisiert werden, die in einem Dashboard verwaltet werden können.
  3. Verteilung von digitalem Bargeld & elektronischen Gutscheinen: Diese Lösung ermöglicht Massenzahlungen in Form von digitalem Bargeld oder elektronischen Gutscheinen (QR-Codes) über ein Menü verschiedener Modalitäten und globaler Finanzdienstleister.
Wir unterstützen Hilfswerke, Stiftungen und soziale Unternehmen im gesamten Digitalisierungsprozess und bieten zugeschnittene und individuell angepasste digitale Lösungen, die noch nicht in unserer Produktpalette vorhanden sind.

Zum Abschluss - Sie haben schon verschiedene Innovations-Preise gewonnen mit AIDONIC. Was sind die nächsten Ziele und Projekte?

Wir arbeiten an weiteren sehr spannenden Innovationen und werden unsere neue NFT-Tracking Lösung am 7. Februar in Zürich zum ersten Mal vorstellen. Alle sind herzlichen zu unserem physischen Networking-Event eingeladen.

Zur Anmeldung geht es hier

Zudem freuen wir uns besonders auf die kommende Zusammenarbeit mit der PostFinance im Bereich Impact Banking, in dem wir unsere transparente Spendenlösung im Bankenumfeld pilotisieren und testen werden.

Bei Fragen, bitte kontaktieren Sie:
Severiyos Aydin, Gründer & CEO
severiyos.aydin@aidonic.io
Tel.: +41765757773

Videos von Case-Studies

AIDONIC Case Study, Tanzania.
Food Security Pilot Project in South Sudan.

Case Study: MEDAIR and Swiss Solidarity in Lebanon:
1) Healthcare
2) Cash and Voucher Assistance
3) Why blockchain applications?

Veröffentlicht unter Interview

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