Originalsprache des Artikels: Deutsch

1. ASHOKA ist ein bekannter Name bzw. eine bekannte Marke. Aber für jene, die es doch nicht kennen. Was macht ASHOKA genau?

Ashoka ist das weltweit größte Netzwerk von Sozialunternehmern. Vor über 40 Jahren hat unser Gründer Bill Drayton bei einer Indienreise erkannt, dass es Unternehmer gibt, die nicht profitorientiert, sondern wirkungsorientiert arbeiten, die dafür brennen, ein bestimmtes gesellschaftliches oder soziales Problem zu lösen. Damit sie aber ihre potentielle Wirkung auch wirklich entfalten können, brauchen sie häufig Unterstützung und Netzwerke. Das war die Geburtsstunde von Ashoka.

Seither suchen wir auf der ganzen Welt diese Sozialunternehmer, die für gesellschaftliche und soziale Probleme prinzipielle, also systemwandelnde, Lösungen entwickelt haben und wählen sie in unser Netzwerk. Inzwischen gibt es nahezu 4000 dieser Ashoka Fellows, die in fast hundert Ländern tätig sind. Für jeden dieser Fellows organisieren wir in den ersten 3 Jahren ein Stipendium mit dem sie sich für Ihre Lösung frei spielen können, und vernetzen sie mit Unterstützern jeglicher Art, wie z.B. Rechts-, PR- oder Finanzierungsexperten. Wir sind so weltweit zum größten Investor in Sozialunternehmertum geworden und haben den Sektor an sich wesentlich mit aufgebaut.

Gleichzeitig haben wir aber auch erkannt, das Ashoka Fellows nicht allein die Welt retten können. Daher haben wir unseren Wirkungsspielraum ausgebaut und "collective impact" Initiativen ins Leben gerufen, bei denen wir Ashoka Fellows und andere Innovatoren miteinander verbinden, um an systemischen Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu arbeiten. Das bedeutet nicht nach „quick fixes“ zu suchen, sondern tiefgreifende Lösungen zu entwickeln, die der Komplexität der Herausforderungen unserer Zeit entsprechen. Dies tun wir vor allem in den Bereichen Klimaschutz, „gender“, „longevity“ sowie „tech und humanity“.

2. Sie sind Geschäftsführerin von ASHOKA Österreich – inwieweit sind die Tätigkeiten der Länderorganisationen miteinander koordiniert?

Wir haben auf europäischer Ebene die Arbeit der 21 Länder Offices sehr stark miteinander verbunden. Dies gilt vor allem für unser Kerngeschäft, die Suche und die Wahl der Ashoka Fellows, aber auch für den administrativen Bereich. Momentan sind wir im Synergien finden und uns völlig neu zu koordinieren mit überlappenden inhaltlichen Bereichen stark im Aufbruch und haben einen europaweiten Organisationsentwicklungsprozess gestartet, der zum Ziel hat, Strategie, Inhalte und Operatives länderübergreifend in Teams zu organisieren. Dieser Prozess wird Ende 2023 abgeschlossen sein. Das Spannende daran ist, dass wir ein shared leadership Modell praktizieren und wir daher nicht top down, sondern bottom up - unter Einbeziehung aller Mitarbeiter - diese neuen Wege suchen und finden.

3. Sie haben das sogenannte Visionary Program gegründet. Was sind die Ziele des Programms?

Mit dem Visionary Program haben wir es erstmals in unserer Geschichte geschafft, unsere Methoden, Konzepte und Tools, die wir im Aufbau des sozialunternehmerischen Sektors entwickelt haben, mit Changemakern aus allen Sektoren zu teilen. Es geht uns darum, sozialunternehmerische Initiativen auch in der Wirtschaft, bei Stiftungen, bei NGOs, Business Angels, Unternehmern und anderen durch die Teilnahme am Programm möglich zu machen. Ich bin unglaublich stolz, dass aus dem Programm zahlreiche Initiativen, Kooperationen entstanden sind, die wirklich Wirkung erzielt haben und das Leben vieler Menschen zum Positiven verändert haben.

4. Welche Voraussetzungen müssen interessierte Personen erfüllen, um daran teilnehmen zu können? Können auch Personen aus der Schweiz teilnehmen?

Natürlich können Teilnehmer aus der Schweiz teilnehmen! Wir haben auch schon Alumni aus der Schweiz, beispielsweise Michael Lorz, Geschäftsführer der EnableMe Foundation in Sankt Gallen, der vom Programm für seine Arbeit sehr profitiert hat.

Die Voraussetzungen für die Teilnahme sind sehr gute Englischkenntnisse, mindestens 5 Jahre Berufserfahrung und ein Interesse von solchen Konzepten zu lernen und sie mit zurück in die eigene Organisation oder in das eigene Leben zu bringen und anzuwenden. Interessenten, die sich über unser Onlineformular beworben haben, werden von uns zu einem Interview eingeladen. Danach entscheiden wir, ob wir den Kandidaten zu dem Programm zulassen.

5. Inwieweit grenzt sich das Visionary Program von den ASHOKA Fellows ab?

Ashoka Fellows sind jene bahnbrechenden gesellschaftlichen Innovatoren, die wir nach einem komplexen Auswahlprozeß , der einer due diligence gleichkommt, in unser Netzwerk wählen um mit Ihnen gezielt an der Verbreitung ihrer Wirkung zu arbeiten. Das Visionary Programm hingegen richtet sich an alle, die im Herzen Changemaker sind, die wissen wollen wie das wirklich geht und von den besten Sozialunternehmern der Welt, unseren Fellows, lernen wollen.

6. Frau Toncic-Sorinj, erzählen Sie doch etwas über sich und wie Sie zu ASHOKA Österreich und der jetzigen Funktion gekommen sind?

Es war bei uns so, dass mein Vater unser tägliches Familienleben schon sehr stark mit seinen Interessen und seiner Rolle geprägt hat. Er war in der Nachkriegszeit Außenpolitiker, Außenminister und Generalsekretär vom Europarat. Das war bestimmend für unser Familienleben, und er war nicht der einzige, es gab eine Reihe von Vorfahren, die sich in dieser Richtung engagiert haben. Deswegen war für mich immer klar, auch mein Leben in den Dienst der Gesellschaft stellen zu wollen und habe deshalb auch Politik und Geschichte studiert. Während der Studien in München und in Bologna, habe ich aber immer auch in der Wirtschaft gearbeitet, und habe gemerkt, dass mich dieser Mikrokosmos der Gesellschaft fasziniert und ich dafür auch ein gutes Händchen habe. Dass man lernen kann wie man Organisationen unterschiedlich gestalten kann. Daher ging ich zunächst in die Unternehmensberatung, wo ich acht Jahre blieb. Dann konnte ich mein Wissen beim Aufbau der Business School der Wirtschaftsuniversität Wien einsetzen, wo ich die Business und Programmentwicklung geleitet habe.

Der Schritt zu Ashoka war ein logischer Schritt, hier kann ich alle meine Leidenschaften und beruflichen Erfahrungen vereinen und hatte auch die Möglichkeit mit dem Visionary Program ein eigenes Social Business aufzubauen.

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