Originalsprache des Artikels: Deutsch

Frau Gaus, Sie sind Geschäftsführerin der UBS Philanthropy Foundation. Erzählen Sie uns doch etwas über sich und wie Sie zu dieser spannenden Position gekommen sind.

Als ich vor 10 Jahren bei der UBS Optimus Foundation eingestiegen bin, haben wir uns zum Ziel gesetzt, diese Stiftung durch einen klaren Fokus auf Evidenz und Innovation im Bereich Kinderschutz, -bildung und -gesundheit zu einer Organisation mit internationaler Strahlkraft zu machen. Die UBS Optimus Foundation ist der zentrale Baustein, mit dem die Spendengelder von UBS-Kunden, Mitarbeitenden und der Bank mit der grösstmöglichen Wirkung eingesetzt werden. Meine ersten, extrem lehrreichen Jahre habe ich im Team der Projektexperten und im Austausch mit NGOs verbracht, und mich v.a. mit dem Thema der Wirkungsmessung auseinandergesetzt.

In einer weiteren Phase wurde ein kohärentes Angebot innerhalb von UBS für ihre Kundschaft geschaffen, welches Philanthropen und Impact Investoren bis heute drei Dinge bietet: Erstens, strategische Beratung, was den Einsatz ihrer Gelder betrifft (z.B. wie man qualitativ hochwertige Projekte identifiziert). Zweitens, die Vernetzung von Philanthropen untereinander und mit Experten und Organisationen in den genannten Bereichen für Kinder sowie dem Umweltschutz, z.B. durch Anlässe aber auch durch Programme, bei denen sich mehrere Familien gemeinsam für Themen engagieren, die ihnen am Herzen liegen. Und schliesslich – und das empfinde ich als eine der wichtigsten Möglichkeiten – die Umsetzung der besprochenen Ideen: Über die UBS Optimus Foundation finden Spender eine Auswahl an rund 300 Projekten weltweit, mit denen sie direkt Wirkung erzielen und darauf vertrauen können, dass wir nicht nur genau hingeschaut haben, mit wem wir es hierbei zu tun haben, sondern auch, wie es um die Wirkung dieser Projekte steht. Allein in 2021 haben wir mehr als USD 160m eingenommen bzw. an Vergabungen ausgeschüttet. Bei der UBS Philanthropy Foundation wiederum können die Kunden völlig individuell entscheiden, welche Art von Projekten sie unterstützen möchten. Sie finden eine unkomplizierte Struktur vor, die eine gute Alternative zu einer eigenen unabhängigen Stiftung bietet. Die Dachstiftung ist also ein Element eines umfassenden Angebotes von UBS an ihre Kundschaft, philanthropisch tätig zu sein.

Das globale Philanthropie-Team ist mittlerweile rund um den Globus tätig, wobei ich den Service für unsere Kunden in der Schweiz verantworte, wozu auch die Geschäftsführung der UBS Philanthropy Foundation gehört. In dieser Position habe ich das Privileg, mit sehr vielen und sehr unterschiedlichen Philanthropen und Impact Investoren zu arbeiten und sie zu beraten.

Wir sind mittlerweile in einer dritten Phase angelangt. Nun nutzen wir unsere einzigartige Position, nämlich die verfügbare Finanzexpertise bei UBS und die Expertise aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und Philanthropie bei der UBS Optimus Foundation zu verbinden. «Social Finance» ist hierbei das Stichwort, unter welchem wir mit innovativen Finanzierungsmechanismen beitragen, dass mehr Kapital zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele investiert wird. Wir arbeiten hierbei nicht nur mit klassischen Vergabungen, sondern auch mit innovativen Finanzierungsmechanismen. Das Ziel ist es nach wie vor, die verwundbarsten Kinder dieser Welt effektiv zu erreichen bzw. im Bereich Klimawandel und Umweltschutz vorwärts zu machen.

Die UBS Philanthropy Foundation ist eine junge Dachstiftung, die im Jahre 2020 ins Handelsregister eingetragen wurde. Wie unterscheidet sie sich von anderen Dachstiftungen?

Die UBS Philanthropy Marke wurde als Teil eines umfassenden Angebotes für UBS-Kundinnen und -Kunden geschaffen. Wir wollten unseren Kunden eine Möglichkeit bieten, von den Vorteilen einer Dachstiftung zu profitieren. Sie ist Teil eines ganzheitlichen Beratungs- und Vermögensverwaltungsangebots von UBS, inklusive Vermögensplanung, Vorsorgeplanung und natürlich die Philanthropie-Beratung durch unsere Experten.

Es fällt auf, dass die Stiftung unter der kantonalen Stiftungsaufsicht des Kantons Zürichs steht. Viele grosse Dachstiftungen unterstehen der eidgenössischen Aufsicht. Weshalb hat man sich dafür entschieden einen Fokus auf den Kanton Zürich zu setzen?

Zürich ist ein wichtiger Standort für UBS, mit dem Hauptsitz sind wir hier stark verwurzelt. Wir möchten auch unser gesellschaftliches Engagement hier weiter ausbauen und haben uns deshalb für die Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich entschieden. Zudem steht auch die UBS-OF unter der Aufsicht des Kantons Zürich, so waren wir mit der Stiftungsaufsicht bereits in engem Austausch, was uns bewog, auch die UBS-Philanthropy Foundation hier zu registrieren.

Was sind aktuell die Förderschwerpunkte der UBS Philanthropy Foundation bzw. der vorhandenen Unterstiftungen?

Die UBS Philanthropy Foundation bietet UBS-Kundinnen und Kunden individuelle Förderschwerpunkte, die sie selbst innerhalb eines sehr breit gefassten Stiftungszwecks der Dachstiftung definieren. Unterstiftungen können ihre Gelder zur Förderung von gemeinnützigen Organisationen und Projekten im sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen oder ökologischen Bereich einsetzen. Die meisten Stifter schränken diese Bereiche für ihre jeweilige Unterstiftung bei der Gründung ein. Der ursprünglich definierte Zweck einer Unterstiftung lässt sich später auf Wunsch noch abändern, was ein grosser Vorteil gegenüber einer unabhängigen Stiftung darstellt.

Die Förderschwerpunkte der UBS Optimus Foundation in der Schweiz (keine Dachstiftung) sind hingegen sehr klar definiert: Sie fokussiert sich auf Kinderschutz, -bildung und -gesundheit. International gibt es weitere Ableger der UBS Optimus Foundation, die lokal in Grossbritannien oder in Deutschland registriert sind, bei denen zusätzlich auch Projekte für globalen Umweltschutz gefördert werden.

In welchem Verhältnis steht die UBS Philanthropy Foundation mit den anderen Stiftungen der UBS?

Sie ist komplementär zur UBS Optimus Foundation, als Teil eines Angebots für die Kundschaft von UBS zu verstehen, bei welchem nicht nur über Philanthropie gesprochen, sondern auch gespendet wird.

Alle anderen UBS Stiftungen wiederum sind gänzlich von der Bank alimentiert, haben also nicht direkt mit unseren Kunden zu tun, sondern sind als Teil des Engagements von UBS in der Schweiz zu verstehen – ebenso wie das sehr erfolgreiche Corporate Volunteering-Programm, bei dem jährlich tausende von Freiwilligenstunden von UBS-Mitarbeitenden in gemeinnützige Tätigkeiten fliessen.

So gibt es seit mehr als 50 Jahren die UBS Kulturstiftung zur Förderung des kulturellen Lebens und des künstlerischen Schaffens, den Austausch zwischen Kunstschaffenden und Gesellschaft und die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen. Oder auch die UBS Stiftung für Ausbildung und Soziales, welche sich für das Gemeinwohl in der Schweiz einsetzt. Der Förderschwerpunkt liegt dort auf Bildung, Qualifizierung und beruflicher Integration von Menschen mit Benachteiligungen oder besonderen Bedürfnissen.

Zurück zur UBS Philanthropy Foundation. Wie geht man die Herausforderung an, Stifter/innen zu überzeugen, sich einer jungen Dachstiftung anzuschliessen?

Ich glaube nicht, dass wir jemanden zu einem philanthropischen Engagement oder der Eröffnung einer Dachstiftung überzeugen müssen oder können. Das Bedürfnis, aktiv zu werden und sein Vermögen für etwas Gutes einzusetzen ist eine sehr persönliche Entscheidung, die geschieht, bevor man sich für eine Beratung an uns wendet.

Was das Alter der Dachstiftung angeht, so ist das ebenfalls wenig relevant für uns – denn wir greifen auf über 20 Jahre Erfahrung in der Beratung zu philanthropischen Strukturen zurück.

Dank dem Angebot unserer Dachstiftung können Kunden mit wenig Zeitaufwand eine Unterstiftung nach ihren persönlichen Vorstellungen eröffnen, welche sich für alle administrativen Belange auf unsere bewährte Infrastruktur und unsere Prozesse stützt. So sparen unsere Kunden viel Zeit und Geld, beides steht ihnen stattdessen direkt für Ihr gemeinnütziges Engagement zur Verfügung.

In welchen Fällen ist es besser, selber eine Stiftung zu gründen und sich folglich keiner Dachstiftung anzuschliessen?

Eine eigene unabhängige Stiftung zu gründen und zu führen kann ab einer gewissen Grösse und Aspiration sinnvoll sein. Es ist aber auch mit erheblichem zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Geschäftsführung inklusive der sauber dokumentierten Arbeit eine Stiftungsrats, die Buchhaltung und Revision, die Anlage des Stiftungsvermögens und im Grunde genommen auch eine sorgfältige Prüfung der Mittelverwendung gehören dazu.

Hier bietet eine Dachstiftung eine professionelle Alternative, die auf kostengünstigere Art und Weise oft genau dasselbe tun kann, wie eine unabhängige Stiftung. Die Dachstiftung verfügt dann anstelle jeder einzelnen Unterstiftung über den Stiftungsrat, der für das Stiftungsvermögen und die Verwendung der Mittel gemäss den Kriterien der Unterstiftungen verantwortlich zeichnet. Auch die Buchhaltung, Revision und die Zusammenarbeit mit der jeweiligen Stiftungsaufsichtsbehörde läuft zentral.

Gerade wenn es sich bei der Stiftung, die man eröffnen möchte, in erster Linie um eine reine Vergabestiftung handelt, die noch dazu an einen ziemlich festgelegten Kreis an Organisationen begünstigt, bedarf es hierzu keiner eigenen komplexen Struktur. Dies kann man sehr gut über eine Dachstiftung machen: Gleiche Wirkung – weniger Aufwand – weniger Kosten.

Wie fördert die UBS Philanthropy Foundation? Nehmen Sie Gesuche entgegen oder halten Sie selber nach förderungswürdigen Projekten und Partnern Ausschau?

Die UBS Philanthropy Foundation führt Vergabungen nur auf Auftrag der jeweiligen Unterstiftungen aus. Unsere Kunden steuern ihre Vergabungen selbst, entweder zu Lebzeiten direkt oder entsprechend dem Unterstiftungsvertrag auch nach ihrem Ableben.

Wie erwähnt, die von uns aktiv gewählte Förderung läuft über die UBS Optimus Foundation. Natürlich stellen wir auch unseren Kundinnen und Kunden mit einer Unterstiftung der UBS Philanthropy Foundation die entsprechende Beratung zu wirkungsvollen Förderprojekten zur Verfügung, wenn sie dies wünschen.

Zum Abschluss – als international tätige Bank und Vermögensverwalterin hat UBS Zugang zu Philanthropen auf der ganzen Welt. Wie attraktiv finden solche ausländischen Stifter und Stifterinnen den Stiftungsstandort Schweiz, um hier wirklich eine Stiftung zu gründen?

Das hängt sehr von der individuellen Situation, dem Steuerdomizil, dem Wohnsitz, und der Art und Weise der Stiftung von Philanthropen ab – ob es sich um eine reine Vergabestiftung handelt, oder um eine operative Stiftung mit Personal, die auch Projekte selbst durchführt. Wir bieten unserer Kundschaft falls möglich eine Lösung an, die deren Bedürfnissen am besten entspricht.

Veröffentlicht unter Interview, Stiftungen Schweiz

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